St. Joseph,
der gerechte Mann
Loreto, 1.5.1990
Es war vor Jahren beim BegrŠbnis meines von einem Auto tšdlich Ÿberfahrenen Vaters Josef H. Nach den liturgischen Gebeten am offenen Grab trat – všllig unvorgesehen – ein Mann vor uns und hielt einen Nachruf, der ausklang im Gedicht, das Matthias Claudius, der ãWandsbecker BoteÒ, auf das Grab seines Vaters gedichtet hatte:
ãFriede sei um diesen Grabstein her!
Sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben
einen guten Mann begraben,
und mir war er mehr!
TrŠufte mir von Segen, dieser Mann,
wie ein milder Stern aus bessern Welten!
Und ich kannÕs ihm nicht vergelten,
was er mir getan.
Er entschlief; sie gruben ihn hier ein.
Leiser, s٤er Trost, von Gott gegeben,
und ein Ahnen von dem ewÕgen Leben
DuftÔ um sein Gebein,
bis ihn Jesus Christus, gro§ und hehr
freundlich wird erwecken. Ach, sie haben
einen guten Mann begraben.
Und mir war er mehr!Ò
Ja, mir war er mehr als ein guter Mann, so dachte ich damals am offenen Grab meines Vaters. Ich dachte aber noch dazu, dass sein Namenspatron, der hl. Joseph, noch viel, viel mehr war als ein guter Mann.
Einfach und schlicht vor der Welt, aber ganz gro§ im Reiche Gottes steht dieser Mann da: Gro§ durch die Gnadenwahl Gottes, der ihn zum jungfrŠulichen Gemahl Mariens und zum jungfrŠulichen Vater Jesu erkor; gro§ durch seine Treue im Beruf und in der PflichterfŸllung, gro§ durch seinen Gehorsam gegen Gottes heiligen Willen; gro§ auch durch seine strahlende Reinheit; gro§ schlie§lich auch durch die Verehrung, die er im glŠubigen Volk genie§t, seit sich eine gro§e Heilige, die Kirchenlehrerin Theresa von Avila so stark dafŸr eingesetzt hatte. Der hl. Joseph ist in den Reihen der Frommen ein Volksheiliger geworden, der – wie man zu sagen pflegt – zu allem zu brauchen ist und immer hilft, weil er etwas versteht von den Haushaltssorgen und Familiensorgen, von den Ehesorgen und von den Berufssorgen sowie von den Brotsorgen fŸr Leib und Seele.
Wenn wir von einem gro§en Heiligen erfahren wollen, was gro§ an ihm war, dann brauchen wir nur das ansehen, was die Kirche von ihm zu sagen und zu berichten wei§. Wir brauchen uns da, was den hl. Joseph betrifft, nur jene Ehrentitel ansehen, die ihm in der von der Kirche approbierten Josephs-Litanei gegeben werden.
Da wird zuerst von seiner Abstammung gesprochen, dann von seiner Stellung zu Maria und Jesus, schlie§lich von seinen Tugenden und zuletzt von seinem mannigfachen Patronat.
Wirklich Gro§es wei§ also die Kirche in der Litanei vom hl. Joseph zu sagen und man kšnnte Ÿber jeden dieser 25 Ehrentitel, die ihm da in der Josephs-Litanei von der Kirche gegeben werden, vieles sagen. Nur ein Ehrentitel fehlt in der Litanei, der dem hl. Joseph ganz besonders gebŸhrt, ein Ehrentitel, durch den – wie ich meine – der hl. Joseph zum besonders zeitgemŠ§en, aktuellen Heiligen gerade fŸr unsere Zeit wird. Es ist ein Ehrentitel, mit dem der hl. Joseph zwar nicht in der Litanei, wohl aber in der Hl. Schrift ausgezeichnet worden ist. Das Einzige, was von ihm in der Hl. Schrift ehrend hervorgehoben wird, ist jenes Wort, durch das der hl. Joseph in der Hl. Schrift gleichsam heiliggesprochen wird und dieses Wort hei§t:
ãJoseph war ein gerechter MannÒ.
Joseph war ein MANN, und zwar ein RECHTER Mann, ein RICHTIGER Mann, ein GERECHTER Mann. Das ist doch etwas Gro§es, wenn man das von jemand sagen kann. Nicht jeder Mensch mŠnnlichen Geschlechtes ist nŠmlich auch ein wirklicher MANN. Es gibt nŠmlich auch HampelmŠnner, es gibt auch erbŠrmliche LebemŠnner (Playboys), es gibt aber so wenige EHRENM€NNER, so wenig wahrhaft GERECHTE M€NNER. Nichts aber tŠte unserer Zeit so not wie gerade RECHTE M€NNER, die diesem Namen Ehre machen.
(Ich berufe mich fŸr diese Behauptung auf eine
AutoritŠt, die da Bescheid wusste. Ich berufe mich auf den vor genau 20 Jahren
verstorbenen Papst Pius XII., der wie selten jemand die trostlose Lage der
Menschheit kannte und das Zeitgeschehen Ÿberblickte und wusste, was der
Menschheit besonders nottŠte.
Pius
XII. hat am 19. Februar 1950 zu Journalisten in einer gro§ angelegten Rede
davon gesprochen, was der Welt vor allem nottŠte. Er sagte: die Welt brauche
vor allem ãMŠnner, die diesem Namen Ehre machen: MŠnner, geprŠgt mit dem Siegel
einer wahren Persšnlichkeit, die fŠhig sind, das Leben der Gemeinschaft in Volk
und Staat von innen her zu erneuern, MŠnner, die Gott, die Welt und alle
Ereignisse in ihr, gro§e und kleine, im Lichte unverrŸckbarer Werte und in der
Kraft unwandelbarer †berzeugung zu betrachten wissen. Von solchen MŠnnern
mŸsste kraft der Lauterkeit ihres Urteils und ihres Herzens Stein um Stein zu
jener festen Mauer gefŸgt werden, an der der Anprall der Gottlosigkeit und
Sittenlosigkeit zerschellt. Zweifellos gibt es noch solche MŠnner, doch leider
in zu geringer Zahl. Sie werden von Tag zu Tag seltener, da sie langsam von
ehrfurchtslosen, innerlich abgestumpften und hemmungslosen Subjekten abgelšst
werden, die ohne Halt und Charakter von einigen Drahtziehern bequem gegŠngelt
werden kšnnen.Ò
Seht, so ein Mann, der diesem Namen Ehre gemacht hat, so ein Mann, der geprŠgt war mit dem Siegel einer wahren Persšnlichkeit, so ein Mann, der Gott, die Welt und alle Ereignisse in ihr im Lichte der Ewigkeit zu betrachten verstand, so ein Mann mit der Lauterkeit des Urteils und mit der Lauterkeit seines Herzens, so ein Mann der Grundsatztreue und des Charakters, so ein Mann, der nicht ehrfurchtslos, innerlich abgestumpft und hemmungslos, sondern ehrfurchtsvoll, innerlich rein und tief, voll Beherrschtheit und Kraft war, so ein Mann steht im heiligen Joseph vor uns!)
Am hl. Joseph, diesem gerechten Mann gibt es nichts Weichliches und SchwŠchliches, nichts Krummes und verbogenes; glŠubig und kernig fromm, innerlich fest, sauber und rein, ein Mann des Charakters und ein Mann der Arbeit und PflichterfŸllung, ein Mann unerschŸtterlichen Glaubens und tiefer Fršmmigkeit, das meint die Hl. Schrift, wenn sie schreibt: ãJoseph war ein gerechter MannÒ.
Wahrlich, solche MŠnner tŠten unserer Zeit not! Mit solchen MŠnnern lie§e sich eine neue, eine bessere Welt, eine wirklich glŠubige, christliche, glŸckliche und friedvolle Welt aufbauen!
Dass doch unsere katholischen MŠnner sich diesen Mann wieder mehr zum Vorbild nehmen wŸrden, ãJoseph, den gerechten MannÒ!
(Aber auch der weiblichen Jugend und den Frauen hŠtte
dieser ãgerechte MannÒ viel zu sagen. Wieso?
Der
weiblichen Jugend hŠtte der hl. Joseph schon einmal dadurch etwas zu sagen,
dass sie an diesem Heiligen spŸren kšnnten, wie notwendig gerade in einer
verworrenen Zeit Charakterfestigkeit, Grundsatztreue, Bekennermut und
Opferbereitschaft sind, wie wir das am hl. Joseph bewundern kšnnen.
Vorbild
und Ideal kšnnte der hl. Joseph der weiblichen Jugend auch in der Hinsicht
sein, dass katholische MŠdchen dann, wenn sie ans Heiraten denken, sich nicht
einem grundsatzlosen, charakterlosen, glaubenslosen, haltlosen Schlurf und
Playboy, sondern einem grundsatzfesten, charaktervollen, glŠubigen und sittlich
hochstehenden Mann anvertrauen sollen. So hat es jedenfalls die selige Jungfrau
Maria gemacht.
Ihre
Reinheit und JungfrŠulichkeit, ihr Lebensschicksal und ihre Zukunft vertraute
sie deshalb bedenkenlos dem hl. Joseph an, weil sie in ihm einen
charaktervollen, grundsatztreuen, glŠubig frommen, sittlich sauberen, reinen
Mann kennengelernt hatte, der in seiner mŠnnlichen Art nicht RŠuber und Dieb,
sondern SchŸtzer und HŸter des hšchsten Gutes sein wŸrde. Darauf mŸssten
katholische MŠdchen vor allem schauen, wenn die Zeit gekommen ist, den Partner
fŸr die Ehe zu wŠhlen. Dann dŸrften nicht blo§ das GefŸhl und der Geschmack,
das Blut und der sexuelle Trieb sprechen, dann mŸssten sie vielmehr die Augen
auftun und schauen. Ob der, dem sie ihre Liebe schenken wollen, ein Mann ist,
dem man sich fŸr das ganze Leben anvertrauen kann. In 15jŠhriger SeelsorgstŠtigkeit an der
gefŠhrdeten weiblichen Jugend in einem Heim der Guten-Hirten-Schwestern sah ich
immer wieder, wie so manches katholische MŠdchen ein trauriges Lied singen kann
von schlechten FamilienverhŠltnissen und von zerrŸtteten Ehen, deren Šrmste
Opfer dann immer die Kinder sind. Nicht jeder, der einem katholischen MŠdchen
schšn tut und es umschwŠrmt und ihm den Hof macht, ist ein Mann, dem es sich
fŸr ein glŸckliches, christliches Ehe- und Familienleben anvertrauen kann!
ãTrau, schau, wem!Ò So lautet hier ein Sprichwort. Zur vernŸnftigen Vorsicht
mŸsste auch das Gebet kommen. Warum nicht auch viel Gebet zum hl. Joseph in dem
so wichtigen Anliegen der Partnerwahl? Maria und Joseph, diese besten Braut-
und Eheleute, die die beste Wahl getroffen haben fŸr die glŸcklichste Ehe, die
je bestanden hat, haben VerstŠndnis fŸr dieses Anliegen heranreifender junger
MŠdchen und Burschen!
Die
wahre, eigentliche Ehevorbereitung beginnt ja nicht erst im Eheseminar und beim
Brautunterricht des Pfarrers, sondern beginnt in den Reifejahren der
Jugendzeit: entscheidend ist das eigene Heranreifen zu einem charaktervollen,
glŠubig frommen, lebenstŸchtigen, edlen Menschen und das eifrige Gebet, damit
dann, wenn Gottes Vorsehung den jungen Menschen nicht zum jungfrŠulichen,
zšlibatŠren Stand, sondern zum Ehestand berufen hat, einmal die rechte Wahl
getroffen wird und der rechte Mann einem unverdorbenen MŠdchen die Hand reichen
kann zu unauflšslicher ehelicher Liebe und Treue.
Neben
dem Ehestand gibt es – was heute so oft verschwiegen wird – auch
den gottgeweihten jungfrŠulichen Stand im Priester- und Ordensberuf. Auch fŸr
solche, zum jungfrŠulichen Stand Berufene wŠre der hl. Joseph der rechte Mann,
denn er ist trotz der gŸltig geschlossenen, aber nie geschlechtlich vollzogenen
Ehe mit der Gottesmutter Maria nicht blo§ strahlendes Vorbild der Reinheit und
JungfrŠulichkeit, sondern auch kraftvoller, mŠnnlicher SchŸtzer gottgeweihter
Reinheit und JungfrŠulichkeit. Ihm war doch diesbezŸglich das kostbarste zum Schutze
anvertraut worden: das Leben und die JungfrŠulichkeit Mariens und Jesu Christi!
Der hl. Joseph hat diese SchŸtzeraufgabe gut erfŸllt, sehr gut sogar. Er wŸrde
es auch heute tun, wenn er von jenen Priestern und Ordensschwestern, deren
gottgeweihte JungfrŠulichkeit gefŠhrdet ist, mehr verehrt und angerufen wŸrde!)
ãEin Mann fŸr jede JahreszeitÒ. Unter diesem Titel lief einmal ein Film Ÿber den englischen Lordkanzler und Blutzeugen Thomas Morus. Der Titel gilt noch viel mehr fŸr den, den die hl. Schrift einen ãGERECHTEN MANNÒ genannt hat. Er ist nicht nur ein Mann fŸr jede Jahreszeit, sondern auch fŸr jeden Stand: ein Mann und Vorbild und Schutzpatron fŸr die MŠnner, fŸr die Frauen, fŸr die Jugend, fŸr die Eheleute und fŸr die in gottgeweihter JungfrŠulichkeit lebenden Priester und Ordensschwestern.